
Wer sind die Bücher*innen?
Vier Mainzer Journalismus-Studentinnen wollen dem Frauenmangel in ihren Bücherregalen auf den Grund gehen. Was hält uns davon ab, Bücher von Frauen zu kaufen? Warum kaufen wir viel weniger Bücher von Frauen, wenn wir beim Einkauf nicht darauf achten? Auf dem Weg durch das Verlags- und Rezensionswesen und den Buchhandel treffen wir Autorinnen, die von ihren Erfahrungen erzählen, erschrecken über Statistiken und erfahren viel über die Literaturbetrieb.
Die Bücher*innen im Kurzporträt:

Alice bezeichnet sich selbst gerne als Kulturmaus. Dass sie gerne liest, hat sie sich in Form einen Germanistik-Bachelors patentieren lassen. Seit der ersten Lesefibel sind viele Bücher durch ihre Hände gegangen – nahmen mal mehr, mal weniger ihrer Zeit in Anspruch. Doch von allen ist etwas geblieben. Umso härter trifft sie die Erkenntnis, wie schwer es Autorinnen noch heute im Literaturbetrieb haben. Über 90 Jahre nach dem Erscheinen von Virgina Woolfs „A Room of One’s Own“ haben viele Frauen noch immer nicht den Raum, der ihnen zusteht. Es wird Zeit, das zu ändern!
Lieblingsbücher: Was man von hier aus sehen kann (Mariana Leky), Die Wand (Marlen Haushofer)
Lieblingsautor*innen: Sebastian Fitzek, Juli Zeh, Stephen King, Franz Kafka, Rainer Maria Rilke, Karl Marx & Friedrich Engels
Lisa hat eine seltsame Art zu lesen: Je besser das Buch ist, desto länger braucht sie. Und wenn das Buch wirklich gut ist, muss sie es bei zwei Drittel der Seiten erstmal weglegen, um das Ende noch etwas weiter hinauszuzögern. Was ein richtig gutes Buch ausmacht? Wenn einzelne Absätze so prägnant sind, dass sie auch nach der Lektüre noch lange nachhallen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sie ein großer Fan von Poesie ist — sie bringt das Wesentliche auf den Punkt. Obwohl die Mehrheit der Bücher in ihrem Regal von Männern stammt, sind ihre Favoriten (die mit der Lesepause) meist von Frauen. Konsequenz also: Mehr Bücher von Autorinnen kaufen!
Lieblingsbücher: Women Talking (Miriam Toews), Carnival (Rawi Hage)
Lieblingsautor*innen: Sylvia Plath, Rawi Hage, Saphia Azzedine, Nayyirah Waheed, Vladimir Nabokov


Jana stellte für das Projekt ihr Bücherregal als Beispiel zur Verfügung. Das Ergebnis ist ihr hochnotpeinlich. Sie hat zu Büchern auch ein sensorisches Verhältnis und träumt von einem Haus mit eigener Bibliothek und Ohrensessel. Zum Erreichen dieses Ziels fehlt ihr eher das Haus als die Bücher. Sie liest gerne dicke Wälzer, auf deren Rückseite „Monumental“ oder „Familienepos“ steht, Sachbücher über Wissenschaft, Technik, Journalismus und Netzpolitik und Bücher, „die man mal gelesen haben sollte“. Auf der Feminismus-Skala würde sie sich eine 9 von 10 geben, zweifelt nach der Analyse ihres Regals aber sehr an sich.
Lieblingsbücher: Nachtzug nach Lissabon (Pascal Mercier), Der Gott der kleinen Dinge (Arundhati Roy)
Lieblingsautor*innen: Rafik Schami, Elena Ferrante, Ernest Hemingway, Cixin Liu, Leo Perutz, Andreas Eschbach
Nadine schrieb schon, bevor sie wusste, was die einzelnen Buchstaben bedeuten. Sobald sie die Zeichen verstand, verbrachte sie die Sommerferien mit ihren Detektivfreunden in Rocky Beach. Zumindest gedanklich. Auch heute versinkt sie immer wieder gerne in Geschichten, mag aber auch Bücher, die schlauer machen. Vor allem im Bereich Politik, Wirtschaft und Geschichte. Nur Krimis kommen ihr nicht ins Regal. Dabei ist ihr eigenes Bücherregal minimalistisch gehalten. Wozu gibt es schließlich Stadtbüchereien? Für die würde sich Nadine wünschen, mehr Frauen in und vor den Regalen zu sehen.
Lieblingsbücher: Während die Welt schlief (Susan Abulhawa), Faust (Goethe)
Lieblingsautor*innen: Joachim Meyerhoff, Bill Bryson, Margarete Stokowski

Das Projekt ist im Rahmen des Kreativen Medienlabors der Universität Mainz entstanden. Die Bücher*innen bedanken sich bei Jens Hartmann und Philipp Neuweiler für Rat, Tat, Inspiration und absolute Freiheit. Im Rahmen des Medienlabor entstehen immer wieder fantastische studentische Projekte. Eine Übersicht findet sich hier.